Das Psychologische ist politisch

Geschichte feministischer Psychologie in Wien, 1972-2000

„Das Psychologische ist politisch“ untersucht die historische Entwicklung psychologischen Wissens über die psychologischen Dimensionen von Geschlechterdiskriminierung in Wien von 1972 bis 2000. In den frühen 1970er Jahren erkannten Aktivist*innen der Zweiten Frauenbewegung, dass die gesellschaftliche Benachteiligung von Frauen psychisches Leid produzierte, dem Aktivist*innen wiederum durch spezialisierte Beratungs- und Therapieangebote begegneten. Im Laufe der Zeit rückten zudem rassistische Diskriminierung und Ungleichheiten in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit und es wurde nach den Lebenserfahrungen von Menschen gefragt, deren Lebensweisen nicht der heterosexuellen Norm entsprechen oder die sich weder als Männer noch als Frauen fühlen. Während die historische Entwicklung wissenschaftlichen Wissens über die psychologischen Dimensionen von Geschlechterdiskriminierung vor allem in den USA, in Kanada und in Großbritannien sehr gut erforscht ist, findet sich im deutschsprachigen Raum kaum wissenschaftliche Literatur zu diesem Thema. Das Projekt will diese Forschungslücke schließen.

Unsere Archivrecherchen und Interviews zeigen, dass im deutschsprachigen Raum ab den späten 1970er Jahren profunde Erkenntnisse über die psychologischen Dimensionen von sozialer Geschlechterungleichheit erlangt wurden, die aber aus verschiedenen Gründen kaum Einzug an den Universitäten halten konnten. Mithilfe von Archivrecherchen und Oral-History-Interviews untersuchen wir, wie und von wem in Wien zwischen 1972 und 2000 derartiges Wissen produziert wurde: in Selbsterfahrungsgruppen, in Frauenberatungs- und Informationszentren, in Volkshochschulen und an der Universität Wien. In unserer Analyse werden wir auf den institutionellen und sozialen Kontext dieser Psychologien fokussieren, um so ein Verständnis für die Bedingungen zu entwickeln, unter denen sich Wissen über die psychologischen Voraussetzungen und Konsequenzen von Geschlechterdiskriminierung entwickelt und institutionalisiert hat oder gerade nicht.

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Aktuelle Präsentation von Forschungsergebnissen

VORTRAG + DISKUSSION:   Psychologization in and through the women’s movement: Consciousness-raising in Austrian feminist activism in the 1970s. Nina Franke und Nora Ruck, Cheiron and ESHHS joint virtual meeting, 9.-11.7.2020.

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Core project members in a Skype talk
Diskussion über feministische Psychologie in Zeiten physischer Distanzierung: Nora Ruck, Vera Luckgei, Nina Franke und (in der rechten oberen Ecke) Barbara Rothmüller

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Feministin sein: Vorbild und Gegenbild

Frauentag 2020, Sigmund Freud Universität Wien
Kathrin Mörtl – Anita Dietrich-Neunkirchner – Katharina Hametner – Barbara Rothmüller – Vera Luckgei – Nora Ruck