Disputing Gender
Zur Verwendung psychologischer Geschlechterforschung in ‚soziowissenschaftlichen Kontroversen‘ zu Geschlechterfragen in US-amerikanischen Medien
Dieses interdisziplinäre Forschungsprojekt analysiert sogenannte ‚soziowissenschaftliche Kontroversen‘ zu Geschlechterfragen in US-amerikanischen Medien. Der Begriff ‚soziowissenschaftliche Kontroverse‘ meint hier Kontroversen, in denen wichtige soziale Problemstellungen unter Einbezug von Erkenntnissen aus der Wissenschaft öffentlich diskutiert werden. Dieses Projekt untersucht öffentliche Diskussionen über Geschlechterfragen, in denen sich die Beteiligten auf die psychologische Geschlechterforschung beziehen. Der Analysezeitraum beginnt im Jahr 2005, in dem der Präsident der Harvard Universität andeutete, dass der Mangel an Wissenschaftlerinnen in höheren akademischen Positionen darauf zurückzuführen sei, dass es angeborene kognitive Differenzen zwischen den Geschlechtern gebe. An der dadurch angestoßenen öffentlichen Diskussion nahmen sowohl Psycholog_innen teil, die die Geschlechterforschung dafür nutzten, diesen Standpunkt zu unterstützen als auch solche, die sie dafür nutzten, ihn zu entkräften.
Diese Studie nutzt die kritische Diskursanalyse, um sowohl diese wie auch andere ähnliche ‚soziowissenschaftliche Kontroverse ‘ in ausgewählten US-amerikanischen Medien zu untersuchen. Die Forschungsfragen beschäftigen sich damit, wie die psychologische Geschlechterforschung beeinflusst, was öffentlich über Geschlecht gesagt werden kann. Unter Rückgriff auf Kontextinformationen wird die Beziehung zwischen dem öffentlich-wissenschaftlichen Diskurs über Geschlecht und bestehenden Geschlechterungleichheiten dargestellt. Die Ergebnisse werden aus der Perspektive einer kritischen Geschichtsschreibung der Psychologie, auf Grundlage eines Ansatzes der Wissenschaftsforschung zu öffentlich-wissenschaftlichen Debatten und aus dem Blickwinkel feministischer Reflexion über die Wechselwirkungen von Wissenschaft und Geschlechterungleichheit beleuchtet und diskutiert.